An allen Ecken und Kanten fehlt es vielen Unternehmen momentan an Mitarbeitenden. Teilweise müssen aus diesem Grund sogar ganze Betriebe geschlossen werden. Viele Gäste regen sich im Restaurant über den schlechten Service auf und verstehen dabei gar nicht, dass die InhaberInnen froh sind, überhaupt jemanden gefunden zu haben, der hilft, den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Und immer wieder höre ich von Arbeitgebenden: „Es bewirbt sich einfach niemand. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich habe schon alles probiert.“ Aber haben sie das wirklich? Die meisten sind immer noch im Denken der alten Arbeitswelt verhaftet: Jemand hat einen Job zu vergeben, jemand bewirbt sich darauf. Bei Gefallen wird der/diejenige eingestellt.
Aber Sie haben nicht mehr die Auswahl zwischen unzähligen BewerberInnen, die froh sind, bei Ihnen arbeiten zu können. Sie können überall arbeiten! Um mit dieser Herausforderung fertig zu werden, sind in meinen Augen zwei Dinge besonders wichtig: zum einen das Umdenken beim Finden neuer BewerberInnen und zum anderen die Motivation der bestehenden Mitarbeitenden.
Erwarten Sie nicht, dass Sie eine Anzeige schalten und dann kommen die Leute, sondern denken Sie genau andersherum. Bewerben SIE sich bei Ihren potenziellen Mitarbeitenden. Gehen Sie da hin, wo Ihre Menschen sein könnten. Sprechen Sie die Leute konkret an. Das kann z. B. durch Social Media geschehen oder durch Direktansprache. Hören Sie sich um, wer kennt jemanden, der für diesen Job richtig sein könnte. Und auch wenn dieser Mensch bereits in einem bestehenden Arbeitsverhältnis ist: fragen kann man immer! Vielleicht können Sie ihm etwas bieten, das der andere nicht kann.
Auch Recruiting-Events sind eine Möglichkeit neue BewerberInnen anzuziehen. Begrüßen Sie einen Tag lang Interessierte (z. B. Freunde oder Familie Ihrer Mitarbeitenden) und bewerben Sie das Event auf Social Media. Stellen Sie Ihren Betrieb vor, bieten ein paar Snacks und Getränke und zeigen Sie, was es bedeutet bei Ihnen zu arbeiten. Gehen Sie außergewöhnliche Wege und denken frei von alten Mustern! Haben Sie noch mehr Ideen? Schreiben Sie es gerne in die Kommentare!
Achten Sie auch auf Ihre Unternehmensbewertungen, wie z. B. bei Kununu. Wir Menschen sind geneigt negative Erlebnisse weiterzutragen, Positive hingegen nehmen wir einfach so hin. Daher stehen Unternehmen auf solchen Portalen oft schlechter dar, als sie eigentlich sind. Sprechen Sie die Mitarbeitenden an, von denen Sie denken, dass diese ein positives Erlebnis hatten und fragen Sie sie, ob sie es vielleicht gerne posten würden.
Und am allerwichtigsten - mein Herzens-Thema - bei all dem Kampf um neue BewerberInnen: vergessen (und verlieren) Sie nicht die Mitarbeitenden, die bei Ihnen sind! Viele Vorgesetzte begehen den Fehler ihre Menschen ausbrennen zu lassen, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, den Betrieb aufrecht zu halten. Umso mehr müssen Sie sich fragen: was kann ich tun, damit es ihnen besser geht? Wie kann ich sie motivieren? Was brauchen sie? Denn wenn Sie hier nicht handeln, ziehen Sie nicht nur keine neuen BewerberInnen an (wer möchte schon gerne in einem Team arbeiten, das Demotivation ausstrahlt?), sondern verlieren auch Ihre bisherigen.
Ja, manchmal ist einfach das Gehalt entscheidend. Aber oftmals sind es auch ganz andere Faktoren, die jemanden zum Bleiben bewegen. Wenn jemand Vorgesetzte hat, denen er vertrauen kann, die sich für ihn einsetzen und auch in schlechten Zeiten ein offenes Ohr haben, dann ist genau das vielleicht der ausschlaggebende Punkt. Jemanden zu haben, der einen motiviert und fördert, ist oftmals viel mehr wert als 1 € mehr Stundenlohn. Oft sind es eben die kleinen Dinge, die zählen.
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